
Kurzbiographie
Max Mannheimer
6. 2. 1920 – 23 .9. 2016
1920
Max wird als ältestes Kind des Kaufmanns Jakob Mannheimer und seiner Ehefrau Margarete 1920 in Neutitschein, Nord-Mähren (ČSSR), (Nový Jičín, (ČZ)1 geboren. Er wächst mit seinen Brüdern Erich (1921), Ernst (1923), Edgar (1925) und seiner Schwester Käthe (1927) auf.
Die Stadt lebt von Handwerk, einer Zigarettenfabrik, Hut- und Tuchfabriken. Die Schulen sind zweisprachig, tschechisch und deutsch. Nach dem Besuch der Handelsschule von 1934 -1936, wird Max Angestellter in einer jüdischen Firma in Znaim, (Znojmo), Südmähren.
1935

1938
Als Hitler am 12. März 1938 in das nah gelegene Österreich einmarschiert und im Oktober die Tschechoslowakei besetzt2, ziehen deutsche Truppen in Neutitschein ein. Das Stadtbild verändert sich und mit ihnen die Menschen: Bei Juden kauft man nicht!
Am 9. November 1938 brennen in Deutschland die Synagogen, jüdische Geschäfte werden demoliert. Die Synagoge in Neutitschein wird geplündert, „Gebetbücher, Thorarollen und Gebetsschals liegen zerfetzt auf der Straße“3. Vater Mannheimer wird bis Dezember in Schutzhaft genommen. Max entgeht dem Gefängnis durch eine falsche Altersangabe.
1939
In kürzester Zeit müssen alle Juden das besetzte „Reichsgebiet“ verlassen. Im Januar 1939 übersiedelt Familie Mannheimer nach Ungarisch Brod4, (Uherský Brod), dem Geburtsort der Mutter. Doch bald ziehen auch hier die deutschen Truppen ein und damit beginnt das Leben in Unterdrückung, Demütigung und Verfolgung.
1940
Max findet eine Arbeit im Straßenbau und Steinbruch. Ende 1940 lernt er Eva Bock kennen, Tochter eines Zahnarztes, sie verlieben sich und heiraten im September 1942.

Wohnen und Leben ist eng und beschränkt, aber sie sind zusammen. Am 27. Januar wird ein Transport jüdischer Männer, Frauen und Kinder nach Theresienstadt (Terezín) zusammengestellt. Von dieser Zeit an hat das NS-System nur noch eine Nummer anstelle ihres Namens.
Spätestens in Theresienstadt wird den Verschleppten klar, was auf sie zukommt. Der Wille zum Leben, lässt hoffen auf Überleben.
Ende Januar geht von Theresienstadt ein Transport mit 1001 Männern und Frauen nach Auschwitz5.
1943
In der Nacht vom 1. auf 2. Februar 1943 wird an der Todesrampe über Leben und Tod entschieden. Max (23) und seine Brüder Ernst (19) und Edgar (17) werden zur Arbeit eingeteilt, seine Eltern, seine Frau, Schwägerin und Schwester sieht er nie wieder. Sein Bruder Erich (22) hatte sich in Ungarisch Brod einer Widerstandsgruppe angeschlossen, wurde verraten, gefoltert und in Auschwitz vergast. Aber das erfährt Max von einem Mithäftling erst einige Monate später.
„Anfang Februar. Ohne Mantel. Ohne Hut. Ohne Essen. Ohne Eltern. Ohne Geschwister, Frauen. Ohne Heim. Ohne Hilfe. Ohne Hoffnung.“6
Vier Tage später, am 6. Februar, wird Max 23 Jahre alt. Die tägliche Erfahrung heißt Hunger, Schläge, Fieber, Krankheit, Tod. Auch Bruder Ernst wird am 7. März mit anderen Kranken in den Tod abgeholt.
Nach sechs Wochen Quarantäne marschieren sie in einer Kolonne in das Stammlager Auschwitz. Ordnung, Disziplin, Sauberkeit. Sein Arbeitskommando heißt Huta-Betonbau. Zement schleppen, Betontransport. Durch die Hilfe seines Bruders übersteht Max zweimal eine OP im Krankenbau.7 Edgar ist Stütze und Hilfe. Er ist groß, ideenreich und weiß, wie er Max in bessere Arbeitskommandos unterbringen kann.
.
Am 5. Oktober 1943 meldet sich Max für den gleichen Transport in das KZ Warschau8, für den Edgar ausgewählt wurde. Sie müssen unbedingt zusammenbleiben. Nur weg von Auschwitz!
In Warschau ist Max eingeteilt zu Abbrucharbeiten des zerstörten Warschauer Ghettos. Verwertbare Ziegelsteine müssen abgebaut, gereinigt und gesammelt werden. Später arbeitet er in Nachtschicht in der Wäscherei. Dank seiner Stenographie- und Schreibmaschinenkenntnisse kommt er in die Schreibstube. Es ist Winter, und das Überleben wird sicherer.
1944
Am 24. Juli 1944 werden die Häftlinge zu Fuß Richtung Westen getrieben. Es ist eine qualvolle Wegstrecke ins Unbekannte. Viele kommen nicht ans Ziel.
Anfang August 1944 kommen die Überlebenden völlig erschöpft im KZ-Dachau an. Wieder neue Nummern. Die beiden Mannheimer Brüder schleppen Zement und Eisen, bis sie im Januar 1945 im KZ bei Mühldorf, ein Außenlager von Dachau, wieder zusammenfinden. Max ist am Bau einer unterirdischen Flugzeugfabrik eingeteilt. „Die Arbeit ist schwer. Die Verpflegung schlecht. Es gibt Läuse im Lager. Wo es Läuse gibt, gibt es Typhus, Ich bekomme Flecktyphus.“9
1945
Als die Amerikaner nahe sind, wird das Lager geräumt. Abgemagert, geschwächt und krank bleibt der Güterzug mit den Häftlingen nach zwei Tagen am 30. April 1945 kurz vor Tutzing10 stehen. Eine amerikanische Militärkolonne fährt vor. Die Häftlinge sind frei.

Edgar und Max 1945
Max kehrt mit seinem einzigen Bruder nach Neutitschein (Nový Jičín) zurück. Familie, Freunde, Verwandte fehlen. Die Stadt, die Menschen, alles hat sich verändert.
Er lernt die Deutsche Elfriede Eiselt, die aus einer sozialdemokratischen Familie stammt.11 Beeindruckt von ihrer politischen Einstellung und Bewunderung für ihre Widerstandstätigkeit, verliebt er sich in sie. Mit der gemeinsamen Tochter gehen sie 1946 über die Grenze nach Deutschland.
bis 2016

1955 Beim Joint in Frankfurt
Max arbeitet für jüdische Wohlfahrtsorganisationen und jüdische Firmen.
Seine Frau Elfriede, die von 1952 bis 1960 als Stadträtin in München tätig ist, stirbt mit 42 Jahre an Krebs. Für seine 17-jährige Tochter Eva schreibt er seine Erinnerungen12.
Aus der Ehe mit der Amerikanerin Grace Franzen, gestorben 2010, geht sein Sohn Ernst hervor. Am Ende seines Lebens schaut Max Mannheimer auf fünf Enkel und vier Urenkel.
Max Mannheimer ist bis zu seinem Tod am 23. September 2016 unermüdlich als Zeitzeuge und Mahner für die Demokratie aktiv gewesen.
„Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah.
Aber das es nicht wieder geschieht,
dafür schon.“
Max Mannheimer
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